18.04.17

Wie ein Geschenk einen neues Wissen auf die Heimat bringt!

Eine Macchi C.200 Saetta 1:72 von Revell

Kurios, wie oft der Zufall einen zu neuen interessanten Projekten führt. In meinem Fall war es ein kleines Präsent, einem 1:72 Bausatz einer Macchi C.200 Saetta Jagdmaschine aus dem zweiten Weltkrieg. Auf den ersten Blick war dies eine willkommene Abwechslung von meinem Hobbyalltag - habe ich doch seit meiner Jugend keine Flugzeugmodelle mehr zusammengebaut. Auf den zweiten Blick jedoch, verbirgt sich hinter diesem Bausatz ein kleiner Schatz!

Denn, neben der Bemalvorlage für eine italienische Variante, kam eine weitere Vorlage zum Vorschein, nämlich der einer Macchi C.200 des deutschen Jagdgeschwaders 108 aus Bad Vöslau - meiner neuen Heimatstadt.

Bemalvorlage für das JG 108 in Bad Vöslau im Sommer 1944


Ich bin komplett begeistert und auch überrascht. Neben dem Basteln des Modells ist es vor allem auch das Recherchieren der Historie zu diesem Flugzeug und dem Jagdverbund, in Verbindung mit Bad Vöslau, das mich reizt.



Einsatzflughafen Bad Vöslau - Kottingbrunn
Ich weiß zwar, dass wir in Bad Vöslau einen kleinen Zivil-Flugplatz haben, aber mir war seine historische Präsenz überhaupt nicht bekannt. Der in den 1930iger erbaute und für zivile Zwecke verwendete Flughafen wurde sofort nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 großzügig ausgebaut.

So entstanden auf dem Stützpunkt mehrere gemauerte Gebäude und zahlreiche Hangars. Es wurde einer der größten Stützpunkte der Ostmark. Am Anfang hatte die Aufklärer-Gruppe 14 hier ihr Quartier bezogen (ausgestattet mit Hs 126 und Do 17).
1939 wurde die Flugzeugführerschule des Fliegerausbildungsregiments 62 aus Quedlinburg in Deutschland hierher verlegt. Ab 1943 wurde von der Flugzeugführerschule das Jagdgeschwader JG 108 gebildelt, das bis zum Kriegsende auf diesem Stützpunkt stationiert war. 

Das Geschwader nutzte alle zu dieser Zeit verfügbaren Flugzeuge: Ar 96, Bf 108, Bf 109, Bü 131, CR.30, CR.42, Fiat G.50, Fw 44, Fw 56, Fw 190, Go 145, Grunau Baby, He 72, Kranich, MC.200, MC.202, MC.205, Me 210, Potez 63 und W.34

Als ab August '43 der Bombenkrieg auch den Osten Österreichs immer stärker zusetzte, kamen zur Luftraumverteidigung auch die Piloten das JG 108 zum Einsatz. Die noch unerfahrenen Flugschüler wurden nicht auf die kampfkräftigen Bomberverbände der Amerikaner angesetzt, sondern auf versprengte einzelne Feindflugzeuge.

Einer der Piloten des JG 108 1944 in einer Bf-109 G -  Quelle


23.April 1944
Als die Bombenangriffe auf die Wiener Neustädter Flugzeugwerke WNF (dort wurden immerhin 50% aller Me-109 hergestellt!) immer mehr zunahmen, wurde die Produktion auf Ausweichquartiere ausgelagert. Eins dieser Ausweichswerke - für die Montage von Flugzeugmotoren -  wurde im Flughafen-Areal in Bad Vöslau eingerichtet.

Luftaufklärungsfoto der US Luftstreitkräfte kurz vor dem
verherrenden Luftangriff

 

Damit wurde Bad Vöslau ein wichtiges Ziel der allierten Bomberverbände.So kam es am 23. April 1944 zu einem verherrenden Bombenangriff, in dessen Folge der Flughafen und die darin befindlichen Motorenwerke schwer getroffen wurden.

Fotofolge des Bombenangriffes auf den Flughafen und die Flugzeugwerke
in Bad Vöslau am 23.4.1944

Weitere Luftaufnahme, die kurz nach dem ersten Angriff auf den
Flughafen stattfand
Martin Baumgartner hat sich die Mühe gemacht, und die Fotofolge der Bombadierung des Flugplatzes in eine aktuelle Google Maps-Karte integriert und eine animierte Version daraus erstellt.


Der Angriff auf den Flughafen in Bad Vöslau war so erfolgreich, dass einige Mitglieder der Bomberbesatzungen, die bei dieser Bombardierung involviert waren, sogar mit der D.F.C (Distinguished Flying Cross) Medaille ausgezeichnet.

Die Auswirkungen dieses Bombenangriffes sind bis heute noch präsent. So wurde im November 2016 eine 250kg Bombe bei Aushubarbeiten gefunden und entschärft. Sieht man sich die Position des Bombenfundes an, erkennt man wie groß die Streuung der Angriffe war und wie stark das weitere Umfeld von Zielen betroffen war.



Projekt: Macchi C.200 Saeta 1944
Kommen wir aber nach diesem geschichtlichen Rückblick zurück zum Flugzeug-Modell der Macchi C.200. Wie eingangs erwähnt, liegt meine Modellbau-Karriere schon ein, zwei Jährchen zurück. Entsprechend spannend, weil ungewohnt und ungeübt, war der Zusammenbau des kleinen Bausatzes. Grundsätzlich war das Zusammenbauen des Flugzeuges nicht allzuschwierig. Klar, als Ungeübter Modellbauer sind mir ein paar Kleinigkeiten nicht so gut gelungen, bzw. würde ich beim nächsten Mal anders angehen. Aber im Großen und Ganzen ist es ok.

Das zusammengebaute und grundierte Modell.

Nachdem Zusammenkleben, ging es erstmals in ein Seifenbad und danach zum Grundieren. Nach der Recherche zu diesem Flugzeug in deutscher Verwendung, gehe ich von einer dunkelgrünen Grundbemalung auf der Oberseite des Rumpfes aus und einem hellgrauen/blauen Anstrich am Bauch der Maschine. Entsprechend habe ich die Oberseite erstmals schwarz und die Unterseite Hellgrau grundiert.

Dieses Foto soll eine notgelandete Macchi C.200 des JG 108 aus 1944 zeigen.
Deutlich sieht man die Comoflage-Bemalung sowie den gelben Streifen an der
Seite des Rumpfes.
Auf einem Foto, dass ich während meiner Recherche finden konnte, ist eine Macchi C.200 zu sehen, die vom JG 108 stammen soll. Hier ist eine ähnliche Bemalung zu sehen, wie ich sie als Bemalvorlage beim Modell vorgefunden habe. Auch der gelbe Streifen ist gut zu erkennen.

Die nächsten Schritte der Bemalung werde ich ebenfalls hier dokumentieren.

... to be continued!







1 Kommentare:

Utgaard hat gesagt…

Interessantes Thema, ich wußte bis dato auch nicht, daß die Macchi auch von deutschen JG eingesetzt worden ist - auch deine Heimatrecherche war aufschlußreich!

Vielen Dank für den Artikel, man lernt eben nie aus *gg*

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...